Lebensgeschichten

von Berge, Täler,Haustiere und Höhlen

Die verdorrte Baum-Mumie……ein Spiegel meine Wünsche

 von Wilhelm Ruhs 

 

Da steht sie völlig aufrecht …die Jahrzehnte alte Bergtanne.

Längst verdorrt grau ausgeblichen und Flechtenbehangen.

Ihre Äste reichen bis zum Alm-Boden.

Sie wirkt wie eine Mumie oder Wächter

inmitten ihrer lebend grünen Artgenossen.

 

Jahrelang haben scheinbar Mensch und Tier

unter ihr vor den Unbilden des Wetters

Schutz gesucht.

Kein Blitz hatte sie jemals gespalten.

Mit keiner Axt oder Säge hatte

man versucht ihr zu Leibe zu rücken.

Weder Sturm oder extreme Winter hatten sie gebrochen.

Lawinen und Steinschlag waren zu

selten um ihren stattlichen Wuchs zu behindern.

Die Vögel des Waldes hatten wirksam

Schädlinge beseitigt und sie gerne als Niststätte genutzt.

 

Alleine der Zahn der Zeit

und ihre abgelaufene biologische Uhr

ließen sie friedlich in den Zustand der Dürre hinüber gleiten.

 

Während ich diese stattliche Baum-Mumie noch bewundere,

schweifen meine Gedanken In die Zukunft.

In mir keimt der Wunsch

das es doch schön wäre wenn mein Leben auch

so verlaufen würde.

Kein bedrohlicher Schicksals-Blitz der mich plötzlich

spaltet. Keine Mitmenschen die mich

mit der Axt und Säge der Angst und Missgunst bedrohen.

An einem Ort zu leben wo man geschützt ist

vor den Jahreszeitlichen Lebensextremen.

Aufrecht und friedlich und geachtet sein Dasein genießen 

können.

Später im Vollbesitz seines Geisteswillen

seine Lebenskraft ausklingen zu lassen ….wäre

schon ein Zustand,

der diesem beneidenswerten Baum gleicht.

Leider weiß niemand ob sein Leben so einen Verlauf nimmt

Zeit und unvorhergesehenes trifft jeden.

 

So bleibt mir nur der Wunsch

Das ich hoffentlich möglichst lange

so unter den Lebenden weilen kann und

In mir niemals der Gedanke aufkommt

…. es möge zu Ende gehen.

 

Auf der Kallbrunnalm im Saalachtal habe ich diesen Baum gesehen…..Wilhelm Ruhs